Montag, 28. Januar 2013

Vom Glauben und Denken

Vom Glauben und Denken
Wir denken ja gern, dass wir frei sind in unserem Denken und uns obendrein nur mit Dingen befassen, von denen wir denken, dass wir uns mit ihnen befassen müssen, weil sie in irgendeiner gearteten Weise von enormer Wichtigkeit für unser inneres und äußeres Selbstbild zu sein scheinen. Und da beginnt bei vielen eine Unterscheidung: Man denkt dann eben gern, dass man rational denken kann, frei von jeglichem „Hokuspokus“, der sich Glaube nennt. Doch dies an sich scheint auch wieder nur verkappter Glaube zu sein. Der Glaube daran, frei denken zu können ist an sich ja auch schon wieder eine Art Religion. Religion gibt dem Leben wiederum Sinn, indem man glaubt, sich einer höheren Macht unterzuordnen, die schon alles irgendwie regelt, uns bevormundet oder uns hilft, uns zurecht zu finden in dieser Welt. Nenn es wie du willst: Buddhismus, Christentum, Islam, Rationalismus, das grüne Spaghettimonster – in dieser Betrachtungsweise alles Namen für eine Art, sich einem Glauben daran hinzugeben, einer größeren Macht untergeordnet zu sein, die – wie gesagt – alles schon irgendwie regelt. Das zieht sich sicher durch alle Gesellschaftsschichten und Generationen; sei es der Businessfreak, der nur an seine Zahlen glaubt, das Baby, das alles einsaugt, was die Eltern sagen, die Eltern, die in ihrem Kind die Erfüllung sehen oder beim Fußballspieler, der jedes Mal seinen Ehering/Kreuz/sonstigen Talisman küsst, bevor er zum zwanzigsten Freistoßtor der Saison ansetzt. (Nicht zu vergessen die bierseligen Fans, die ihren Göttern zahlreiche Geldscheine, Gehirnzellen und Beziehungen opfern.) Jedenfalls ist sich ein großer Teil davon sicher, das richtige zu glauben und dem wirklich Wichtigen dabei zu folgen. (Oder eben nicht – das ist aber die gleiche Art dieses Glaubens). Und darin liegt die Krux an der Sache und auch die Themenrelevanz: Indem wir uns etwas unterordnen, das größer zu sein scheint als wir selbst es sind und jemals sein können, kreieren wir uns eine höhere Instanz, der wir uns in Ruhe hingeben können. Sie behandelt uns dementsprechend, wie wir es uns vorstellen (im Idealfall). Damit wird die Instanz an sich natürlich wiederum auch zum Behandelten, was wieder einmal mehr beweist: Man kann Patienten nicht als reine Patienten und Akteure nicht als reine Akteure behandeln. Die Vielschichtigkeit solch gesamtgesellschaftlicher Prozesse verbietet es im Prinzip ihre strukturellen Eigenheiten dual zu denken. Ich glaube ferner, dass wir solche Denkmodelle in jedem Fall benötigen, um unseren Hirnen Gegenpole zu bieten, die in einer Welt voll Unerklärlichkeiten Anker brauchen, um sich in all dem Chaos orientieren zu können. Wer an nichts glaubt, glaubt ja auch schon wieder an etwas. Nämlich daran, dass es nichts gibt, an was es sich zu glauben lohne. Damit verhaftet er (oder sie) sich schon wieder einem Glauben, der ihm (oder ihr) hilft, sich in dieser Welt zu recht zu finden. Ich denke, wir sollten glauben was wir denken und daran denken, dass es nicht unbedingt falsch ist zu glauben, solange man dabei nicht vergisst zu denken (um dem Glauben auch wieder einen Gegenpol zu bieten, an dem er sich handelnd orientieren kann). Ich denke, dass ich glaube, dass ich denke um frei von Glauben zu sein - was Glauben ist.

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Zuletzt aktualisiert: 26. Feb, 22:22

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